Affe, Mond und Meer

Inszenierungen von Wissen und Wissenschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Kaleidogramme 116

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783865992321
Sprache: Deutsch
Seiten: 400 S.
Format (H/B/T): 3 x 23 x 15.1 cm
Auflage: 1. Auflage 2014
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wie kam der Ozean auf den Tisch? Wer reiste im 19. Jahrhundert zum Mond? Welche Ängste und Erwartungen schürten die Affen im Museum? Anhand von drei Fallstudien untersucht dieses Buch Strategien der Inszenierung von Wissen und Wissenschaft, wie sie die Modernisierungsprozesse des 19. und frühen 20. Jahrhunderts prägten. Es zeigt, dass mit dem Museum, der Sternwarte und dem Zoo Orte entstanden, an denen, zumindest temporär, Ängste konfrontiert und gebannt werden sollten und zugleich Wissen in sinnlich erfahrbare Formen transformiert wurde. In den untersuchten Wissen(schaft)sinszenierungen spiegelt sich dabei immer wieder der Versuch, Dinge und Ideen zu ordnen, um einer komplexer werdenden Realität zu begegnen. In dem Maße, in dem sich die bekannte Welt im 19. Jahrhundert vergrößerte, wuchs auch das Bedürfnis nach Erklärungen und Ordnungssystemen. Diesem Anliegen trugen die neuartigen Wissens- und Erlebnisinstitutionen Rechnung. Dafür wurden einerseits Räume des Lebendigen inszeniert, etwa in Zoos, Glashäusern und Aquarien. Andererseits wurde eine verschwindende Natur konserviert und musealisiert, wovon die Ausstellungskonzepte in Museen wie dem American Museum of Natural History zeugen. Eine Volksbildungsinstitution wie die Berliner Urania wiederum versuchte, in Theateraufführungen Naturerscheinungen zu simulieren und zu spektakularisieren. Mit interdisziplinärem Ansatz widmet sich das Buch dem komplexen Wechselverhältnis von Wissen, Wissenschaft und Populärkultur. Es untersucht die weiten Kreise, die bestimmte Motive und Inszenierungsformen zogen. Die neuen Orte und Instrumente des populären Wissens und die mit ihnen verbundenden medialen und kulturellen Vor- und Fortschreibungen besaßen sinnliche und symbolische Funktionen. In ihnen wurde nicht nur die Herrschaft über die Natur zelebriert, sie reflektierten auch koloniale Fantasien und reproduzierten gesellschaftliche Konventionen und soziale Kontrolle. Zugleich entstanden Narrative und Unterhaltungsformate, die das neue Wissen überhaupt erst für ein breites Publikum erfahrbar machten.

Autorenportrait

Kristin Becker studierte und forschte in Mainz, Chicago und Berkeley. Für ihre Dissertation zu Wissen(schaft)sinszenierungen war sie in verschiedenen Archiven und Bibliotheken, aber auch an Erlebnisorten in Europa und den USA unterwegs. Die Theater- und Kulturwissenschaftlerin arbeitet als Journalistin in Stuttgart.